Workshopbeschreibungen


Argumentation und Verhandlung

Im Umgang mit anderen Menschen hat man oft mit Meinungsunstimmigkeiten und Zielkonflikten zu tun, die bisweilen sogar in Streit ausarten. Um die eigene Meinung gut darzustellen oder sogar den eigenen Zielen Geltung zu verschaffen, sind Argumentation und Verhandlungsgeschick gefragt. In diesem Workshop lernen die Teilnehmer die theoretischen Grundlagen für erfolgreiche Diskussionen und Verhandlungen, die in kleinen Rollenspielen und Übungen erprobt werden. Außerdem werden die psychologischen Voraussetzungen erkundet, die erfüllt werden müssen, um beim Gegenüber mit einem Überzeugungsvorgang erfolgreich sein zu können.

 

Peter Croonenbroeck hat in Tübingen Rhetorik, Philosophie und Geschichte studiert und war 2010 Deutscher Meister im Hochschuldebattieren. Jetzt gibt er Rhetoriktrainings für verschiedene Organisationen und Firmen. Außerdem kümmert er sich als Referent und Moderator um die Durchführung politischer Veranstaltungen für Bürger Europas e.V.

Zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre - Wie mit der Presse reden?

Presseberichte bilden die eigene Arbeit nicht immer so ab, wie man sie selbst wahrnimmt. Nicht zuletzt deshalb haben viele Sozialarbeiter*innen ein Misstrauen im Umgang mit Journalist*innen. Dabei kann es auch hilfreich sein, Probleme, Missstände oder Erfolge der sozialen Arbeit in die Öffentlichkeit zu tragen. Gemeinsam mit der Journalistin Sarah Ulrich soll in dem Workshop erarbeitet werden, wie der Konflikt zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre gelöst werden kann und wie man so mit der Presse spricht, dass gegenseitiges Vertrauen geschaffen werden kann, man eigene Inhalte setzt und klare Grenzen zieht. Zudem wird es ein kleines How to: Pressemitteilung geben.

Sarah Ulrich, geboren 1992, ist studierte Sozialwissenschaftlerin und freie Journalistin aus Leipzig. Schwerpunktmäßig arbeitet sie zu sozialen Konflikten, Rassismus und Feminismus.www.torial.com/sarah.ulrich

Entwicklung politischer Einmischungsstrategien im Rahmen von Streetwork als Möglichkeit für eine bedarfsgerechtere Hilfepraxis

Der rasante gesellschaftliche Wandel hinterlässt immer größere Risse im Gefüge. Globalisierung und Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche fördern soziale Ungleichheit und führen zu prekären Lebensbedingungen. Während die Vermögenskonzentration sich intensiviert, steigt der Anteil an atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Das Risiko, dauerhaft in einer von Armut gekennzeichneten Lebenslage zu verbleiben steigt an und wird bis in die nächste Generation hineingetragen. Immer mehr Menschen verlieren wegen Einkommensarmut oder Überschuldung ihre Wohnung. Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum wird immer geringer, der Sozialwohnungsbau ist auf ein Minimum reduziert.

Rahmenbedingungen und Lebensspielräume der Adressat*innen von Streetwork verändern sich nachhaltig. Streetwork als lebensweltorientiertes Angebot der sozialen Arbeit hat die Zielsetzung, Ausgrenzung zu vermeiden, bestehende Lebenswelten zu verbessern und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Im Fokus des Workshops steht die Auseinandersetzung über unterschiedliche Möglichkeiten der Einflussnahme auf politische Entwicklungen zur Schaffung förderlicher Lebensbedingungen auf kommunalen und überregionalen Ebenen.

 

Silvia Rentmeister, Drogenhilfe PUR, Dortmund

Kritik der Sozialen Arbeit - Vortrag und Diskussion

"Hilfe für Menschen in besonders schweren Lebenslagen " wollen mehr oder weniger alle leisten, die sich für die Soziale Arbeit entscheiden um damit ihr Einkommen zu bestreiten. Weniger interessant finden sie die Frage nach den ökonomischen und politischen Ursachen für jene dramatischen "Einzelschicksale", die diese Gesellschaft ebenso regelmäßig wie massenhaft hervorbringt. Passend dazu werden sie im Studium von der Sozialarbeitswissenschaft mit einem "professionstheorethischen" Berufsethos ("Doppelmandat" / "Menschenrechtsprofession" usw.) ausgerüstet, das mehr Ein- als Ausbildung über ihr berufliches Handeln vermittelt. Das ist auch dringend nötig, denn die sozialarbeiterische Praxis der Betreuung "prekärer Existenzen"  ist gegenüber dem hohen Anspruch der "Hilfe" meist eher ernüchternd. Enttäuschungen über den höheren Sinn der eigenen Erwerbsarbeit sind daher kaum vermeidbar und führen entweder zu professionellem Zynismus, zu beruflicher Neuorientierung oder zu einer Immunisierungsstrategie "kritischer SozialarbeiterInnen", die am Ideal des Helfens festhalten und die ökonomischen, politischen und rechtlichen Gründe und Grundlagen der Profession zu problematischen "Rahmenbedingungen" verklären. *

*Angesichts der ernüchternden Resultate dieser hoch idealistischen Endlosdebatte geht der Vortrag nüchtern den folgenden Fragen nach: Wie sieht sie aus, die "Hilfe" in der Sozialen Arbeit? Stimmt die Diagnose überhaupt, dass das große Problem von Millionen Sozialfällen darin liegt, dass sie ihr Leben nicht selbst bewältigen können? Und was ist vom Ideal der Hilfe zur Selbsthilfe zuhalten? Die anschließende Diskussion ist sehr erwünscht und ohnehin wohl kaum zu vermeiden...

 

Prof. Dr. Arian Schiffer-Nasserie - Hochschullehrer für Sozial- und Migrationspolitik im Studiengang Soziale Arbeit der Evangelischen Hochschule in Bochum

Vortragsbeschreibungen


Was ist heute Kritik und was ist kritische Soziale Arbeit?

Es geht um drei Fragen:

  1. Was bedeutet Kritik heute?

Zu einem kritischen Verhalten sind prinzipiell alle Menschen in modernen Gesellschaften fähig. „Als Gegenstück zu den Regierungskünsten ... ist ... eine Kulturform entstanden, eine moralische und politische Haltung, eine Denkungsart, welche ich nenne: ... die Kunst, nicht dermaßen regiert zu werden“ (Foucault 1992: 12).

  1. Wer ist heute Subjekt?

Es gibt kein einheitliches Subjekt mit historischer Mission. Wenn überhaupt noch von Subjekten die Rede sein soll, sollte das im Plural geschehen und jegliche strukturelle oder funktionalistische Vorabbestimmung sollte unterbleiben (z.B. "die" Arbeiter, "die" Frauen als Subjekt usw.).

  1. Welche Praxis ist gemeint?

„Alle Menschen sind Intellektuelle, könnte man ... sagen, aber nicht alle Menschen haben in der Gesellschaft die Funktion von Intellektuellen“ (Gramsci 1996: 1500).

Eine kritische Soziale Arbeit verbindet die Tatsache der Gleichberechtigung der Wissensdomänen und Deutungsmuster mit der kontrafaktischen normativen Annahme der Gleichheit aller Subjekte. „Gerechtigkeit“, nicht „Hilfe“ ist der normative Bezugspunkt kritischer Sozialer Arbeit.

Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, soll am „Arbeitsprinzip Partizipation“ gezeigt werden.

 

 

Timm Kunstreich

Mitglied in der Redaktion der Zeitschrift Widersprüche und im Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS) Hamburg

Der "Grundkurs Soziale Arbeit. Sieben Blicke auf Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit" kann kostenlos herunter geladen werden unter:
http://timm-kunstreich.de