FEST 18+ 2023

 

6. Bundesweite Fachtagung Erwachsenen-Streetwork

"Hier nicht!....aber hier auch nicht."
 
-Verdrängung, öffentlicher Raum, ordnungspolitische Maßnahmen-
 
Position und Haltung der Straßensozialarbeit

13.09. - 15.09.2023 in Duisburg 

 

 

 


Referent*innen: 


Dr. Phil. Elena Brushinksi - "Zur Aktualität der Stigmatisierung von obdachlosen Menschen"

Elena Brushinski ist aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg/ Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften. Sie hat 10 Jahre praktische Erfahrung in einer Notschlafstelle und Krankenwohnung für heroinabhängige, obdachlose Personen. Ihre Disseration beschäftigte sich mit der Stigmatisierung von obdachlosen Menschen.

Tim Sonnenberg

Im Vortrag stellt Tim Sonnenberg Ergebnisse aus seinem aktuellen Forschungsprojekt vor. Im Mittelpunkt steht dabei die These, dass Wohnungslosigkeit nicht 'nur' Fehlen von Wohnraum, sondern vielmehr eine von Diskriminierung geprägte Lebenswelt ist. Ausgehend davon erläutert er die stabilisierenden Effekte der Diskriminierung, mit Schwerpunkt auf Ungleichheits-Strukturen innerhalb der Wohnungslosenhilfe selbst.Tim Sonnenberg ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Dortmund. Er promoviert zum Thema "Diskriminierung als gesellschaftliche Stabilisierung von Wohnungslosigkeit". Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Themen: Wohnungslosigkeit, System- und Differenzierungstheorie, Diskriminierung und Kritische Soziale Arbeit

Dr. phil. Nora Sellner - (Über)Leben auf der Straße? Raumnutzung und alltägliche Bewältigungspraxen von obdachlosen Menschen
 
Nora Sellner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und der Katholischen Hochschule NRW. Als Sozialarbeiterin, die mehrere Jahre in verschiedenen Bereichen der Wohnungsnotfallhilfe tätig war, forscht sie seit 2017 in verschiedenen Projekten rund um das Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit. In Ihrem Vortrag präsentiert sie aktuelle Ergebnisse aus Ihrer Dissertation und einem Forschungsprojekt. Es wird kritisch der Frage nachgegangen, wie obdachlose Menschen auf der Straße (über)leben. Dabei werden Erkenntnisse zum Raumnutzungsverhalten und den alltäglichen Bewältigungspraxen vorgestellt. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung der Erkenntnisse für Betroffene und Soziale Arbeit fokussiert und zur Diskussion gestellt.
 
Julius Altmiks ist Rechtsanwalt in der Kanzlei Meisterernst Düsing Manstetten
 

In seiner Arbeit beschäftigt er sich u.a. mit dem Ordnungsrecht und klagte zuletzt für einen obdachlosen Menschen gegen das Krefelder Bettelverbot. Das Verwaltungsgericht kippte das Bettelverbot, viele rechtliche Fragen bleiben aber noch offen. In seinem Vortrag wird er die Konflikte, die sich im Leben auf der Straße stellen, aus der Perspektive des Rechts erläutern: Was darf verboten werden? Was dürfen Polizei und Behörden – und was nicht? Und wem gehört eigentlich die Straße?

Schlafen statt Strafen
 
"Schlafen statt Strafen" ist eine Initiative von Bürger*innen und Betroffenen aus Dortmund. Inhaltlich setzten sie sich mit der Verdrängung von Wohnungslosen Menschen aus dem öffentlichen Raum auseinander. Sie werden die aktuelle Situation in Dortmund skizzieren und Ihre Initiative vorstellen sowie das bisherige Wirken präsentieren. https://www.schlafen-statt-strafen.org/

Janita- Maria Juvonen

Janita- Maria Juvonen war selbst mehrere Jahre Betroffene von Sucht und Obdachlosigkeit. Sie bietet ehrenamtliche Veranstaltungen zu den Themen Sucht und Obdachlosigkeit an für Schulen und Interessierte, macht Stadtführungen zum Thema Obdachlosigkeit und blogt über ihre Erfahrungen unter www.janitas-blog.jimdofree.com


Workshops/Panels

Feindliche Architektur

Mit der Gestaltung öffentlicher und halböffentlicher Räume ist es möglich diese zu regulieren und bestimmte Personengruppen (meist Obdachlose) gezielt zu verdrängen. Der Einsatz feindlicher Architektur ist hierbei ein immer weiter voranschreitendes Instrument. Die verschiedenen Erscheinungsformen sind teils offensichtlich, in der Regel aber kaum wahrnehmbar. Im Workshop soll ein Austausch über diese stattfinden und Überlegungen angestellt werden welche Interventionsmöglichkeiten soziale Arbeit / Streetwork diesbezüglich hat.

Safe Places

Da obdachlose Menschen immer wieder von ihren angestammten (Schlaf-)Plätzen durch Ordnungsbehörden vertrieben werden kommt es regelmäßig zu Problemverlagerungen, die dann durch erneute Räumungen beantwortet werden. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen entstand die Idee der sog. „Safe Places“. Der Gedanke kommt aus den USA und wird dort in einigen Städten praktiziert. Seit diesem Jahr gibt es auch in Berlin ein Modellprojekt von „Safe Places“. Bei den Konzeptionen gibt es jedoch noch sehr viele Fragezeichen, die kurz erläutert werden sollen um anschließend über diesen Ansatz zu diskutieren.

Haltung im Streetwork

Streetwork ist seit jeher ein politisches Arbeitsfeld. Und es fodert von Fachkräften die Begegnung mit Menschen, die sich in Graubereichen/ Extrembereichen der Existenz bewegen. Dafür benötigt es eine ausdifferenzierte und klare Haltung. Auf mehreren Ebenen. Im Panel soll auf diese Haltung geblickt werden, wie wir sie entwickeln und wie wir Kolleg*innen begegnen, die eine andere Haltung vertreten als wir.

Selbstvertreter*innen

Nahezu niemand ist freiwillig auf der Straße, dazu ist das Leben viel zu hart, zu ungesund und zu gefährlich. Und dennoch gibt es viele gute Gründe, sich für ein Leben draußen zu entscheiden und eben nicht eine zwangsgemeinschaftliche Notübernachtung aufzusuchen. Der Preis ist hoch: Defensive Architektur, belästigende Musik, private Sicherheits- und Ordnungsdienste, Bettel- und Alkoholverbote, Platzverweise, anlasslose Kontrollen, Schikanen und vieles mehr. Wer auf der Straße lebt, muss Tag wie Nacht auf alles gefasst sein, von Pöbeleien bis hin zu brutalen Gewalttaten. Menschen des Projekts (Für dich mit dir - Projekt Peer) aus Leipzig, die auf der Straße leben bzw lebten, diskutieren mit Euch ihre Erfahrungen. https://selbstvertretung-wohnungsloser-menschen.org/

Verdrängung aus dem öffentlichen Raum - Zur Hamburger Situation

Menschen in Obdachlosigkeit eint, ihren Alltag im „öffentlichen“ Raum bewältigen zu müssen. Der Slogan „Der öffentliche Raum gehört uns Allen“ scheint vor allem für Menschen in Armut und Obdachlosigkeit eine Utopie. Immer wieder belegen Erfahrungen obdachloser, bettelnder aber auch jugendlicher Menschen, dass diese als „Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ angesehen und diffamiert werden.  Bestimmend bei dieser einseitigen „Problem-“Zuschreibung sind zumeist laute Kapitalinteressen, Anwohner*innen oder auch Politiker*innen die um ihre Tourist*innen bangen. Ein wirklicher Dialog über Problem- & Lebenslagen sowie Lösungsstrategien findet nur selten und nur selten mit Zufriedenheit der marginalisierten Personen statt. Und als ob diese Labeling nicht allein schon stigmatisierend, diskriminierend und gefährdend genug ist, erfahren obdachlose Menschen immer wieder eine Kriminalisierung ihrer Person, wenn wie z.B. an Bahnhöfen Sicherheitsprobleme ausgerufen werden.  In der Folge der ungehörten Interessen obdachloser und bettelnder Menschen und ihrer Unterstützer*innen, reagieren Politik, Verwaltung und Polizei geeint mit der Verdrängung obdachloser Menschen. Welche Maßnahmen der Verdrängung dienen und welche Folgen daraus entstehen, soll in diesem mithilfe der Erfahrungen aller Kolleg*innen erörtert werden. Nicht aus dem Auge zu verlieren sollten wir dabei mögliche Handlungs- und Lösungsstrategien um der Aufgabe der Vermittlerrolle als Straßensozialarbeit gerecht zu werden.

Projekt UNFAIRDRAENGT

Wir müssen leider davon ausgehen, dass es trotz des „Nationalen Aktionsplanes Wohnungslosigkeit“ der Bundesregierung auch nach 2030 noch obdachlose und armutsbetroffene Menschen im öffentlichen Raum geben wird. Das Thema „Verdrängung“ wird uns in unserer Arbeit voraussichtlich noch länger begleiten. Wir wollen auch in Zukunft darauf aufmerksam machen und haben das Projekt "UNFAIRDRAENGT" ins Leben gerufen. Während der Session wollen wir uns über Beispiele und Erfahrungen von Verdrängung aus dem öffentlichen Raum mit euch austauschen und Ideen sammeln, wie das Projekt „UNFAIRDRAENGT“ längerfristig und öffentlichkeitswirksam weitergeführt werden kann.

Den dazugehörigen Instagram-Account (https://www.instagram.com/unfairdraengt/) haben wir bereits erstellt und freuen uns über euren Input, Beispiele und Ideen. Wer möchte, kann uns im Vorfeld passende Fotos, kurze Zitate oder Erfahrungsberichte, Tonaufnahmen oder ähnliches zuschicken. Nutzt dazu bitte die Mailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Tagungsinterne Exkursionen am 14.09.2023 von 10-12 Uhr

- Duisburg Marxloh/ Streetwork Duisburg Nord des Suchthilfeverbund Duisburg e.V.

- Duisburg Stadtmitte/ Streetwork Duisburg Innenstadt des Suchthilfeverbund Duisburg e.V. 

 

 

Beste Grüße, euer FEST 18+ Orga Team.

  


Veranstaltungsort

 Unkostenbeitrag für die Tagung  ist 100€

Organisatoren


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